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Translation by: Ayna Taira
Die hier präsentierten Ausstellungen wurden ausgewählt, um einen Essay über die Natur der romantischen Autorschaft zu verfassen, als diese vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Europa zum Vorschein kam.
Die Ausstellungen sind in zwei Kategorien eingeteilt: jene, die die Erstellung der eigenen Autorschaft für Schriftsteller*innen innerhalb der Epoche darstellen, und jene, die die Interpretationen romantischer Schriftsteller*innen von ihren Leser*innen während und nach ihrer Zeit darstellen.
“Petrarcas Tintenständer” mag nach einem ungewöhnlichen Ausgangspunkt einer Konversation über die Konturen der romantischen Autorschaft klingen; allerdings gehörte er zu einer Vielzahl von antiken und modernen Tintenständern, welche die gelebte Schreiberfahrung sowie Konzepte der romantischen Inspiration, Tradition, Ambition und Nation zusammenfassten. Die Geschichte dieses Grand Tour-Souvenirs veranschaulicht eine Art und Weise, wie eine zeitgenössische irische Schriftstellerin, Maria Edgeworth, sich in der langjährigen literarischen Tradition Europas etabliert haben könnte, wenn auch nach dem privaten und sentimentalen Modus des Geschenks unter Freund*innen. Der “Tintenfässertisch” wurde im Rahmen einer öffentlichen und explizit nationalen Aussage entworfen; vier Tintenfässer, die den berühmten französischen Autoren Alphonse de Lamartine, George Sand, Alexander Dumas und Victor Hugo gehörten, wurden in einem zeitgenössischen Pantheons- und Museumsstück zusammengebracht. Das Tintenfass mag das Leben romantischer Schriftsteller*innen repräsentieren; hochtrabendere Metaphern gab es jedoch auch für Jüngere und Ambitioniertere. Die leierförmige Krawattennadel, ein Geschenk Alexandr Pushkins an Adam Mickiewicz, mag eine private Überreichung zwischen zwei jungen Männern gewesen sein, kennzeichnete jedoch, dass sie einen sich entwickelnden Status als nationale Dichter Russlands und Polands gemeinsam erstrebten und teilten.
Die romantische Autorschaft, wie sie vom Großteil der Leser*innen konsumiert wird, wird oft mit bestimmten Orten in Zusammenhang gebracht. Die Sammlung stellt drei wichtige Beispiele vor. Die ersten zwei waren sehr früh berühmt; Byrons Unterschrift am Schloss Chillon auf dem Genferse, und der Stuhl Walter Scotts in seinem Haus in Abbotsford in den Scottish Borders. Über die Echtheit des Ersteren wird, im Gegensatz zu Letzterem, diskutiert. Für die europäische Leserschaft führten diese Gegenstände jedoch zur Assoziation beider Orte mit einer bestimmten schriftstellerischen Vorstellung. Touristenberichte, die die Unterschrift oder den Stuhl erwähnen, teilen ein Gefühl einer direkten Begegnung mit dem materialisierten Feuer der romantischen Inspiration, im Exil oder zu Hause. Das dritte Beispiel, zwei handschriftliche Tagebuchseiten Dorothy Wordsworths in Dove Cottage, mag zum Nachdenken anregen, inwieweit die romantische Autorschaft eine andauernde ideologische Formation ist. Diese Seiten können heutzutage einen direkten Zugang zur alltäglichen und lokalen Intimität des kreativen Lebens bieten. Ihre steigende Berühmtheit veranschaulicht eine endlose Faszination mit den lokalisierten, zeitlichen, materiellen und unbekannten Spuren des kreativen Prozesses, eine Faszination, die direkt zu den Romantiker*innen zurückverfolgt werden kann.
Klicken Sie auf die Untertitel, um mehr über die Bilder zu erfahren. Alle Ausstellungsstücke erhalten eine englische Übersetzung sowie die Originalsprache.
Weitere Informationen zur Pantheonisierung, zu Nation und Dichter, und zur Verflechtung von privater und öffentlicher Ikonographie innerhalb schriftstellerischer Personae, siehe
Die Basilika von Santa Croce; Petofis Brieftasche; Shakespeares Stuhl.