Chateaubriands Zeder

Chateaubriands Zeder

Beitrag von: Bernard Degout

Standort: Maison de Chateaubriand, Vallée-aux-Loups, Frankreich

Beschreibung: Diese Libanon-Zeder (cedrus libani) pflanzte Chateaubriand im Park von La Vallée-aux-Loups, den er während der elf Jahre, die er in der kleinen Siedlung Aulnay verbachte (1807-1817), anlegte. Er plante breite Wege, ebnete einen Hügel ein, pflanzte „tausende“ grüner Bäume, die er von Freunden geschenkt bekommen oder von bekannten Gartenbauern erworben hatte. Basierend auf einem Dokument, das der Autor für den Verkauf des Anwesens erstellt hatte, trug er an diesem Ort „die vollkommenste Sammlung exotischer und heimischer Bäume in ganz Frankreich“ zusammen. Er stellte außerdem im äußeren Ring des zentralen Areals Baumgruppen zusammen, die ihn an seine Reisen nach Amerika (1791) und in den Orient (1806-1807) erinnerten. Der Park von La-Vallée-aux-Loups, geschaffen von diesem Schriftsteller und Weltreisenden, ist also ein literarischer Park. Aber, in gewisser Hinsicht, ist er auch mehr als das.

Chateaubriand dachte sich hier seine Werke und Charaktere aus, ganz in der Nähe dieser Bäume, die er als „seine einzige Familie“ bezeichnete. Noch lange nach seiner Abreise erinnerte er sich an das Gefühl, als er La Vallée-aux-Loups verlassen musste:

Jetzt muss ich [meinen Rückzugsort] verlassen, der doch so reich ist an schönen Heranwachsenden, die sich in bereits dicht gedrängten Reihen verbergen und ihren Vater krönen. Nie wieder werde ich die Magnolie sehen, die dem Grab meiner Floridienne ihre Blüte versprach, die Aleppo-Kiefer und die Libanon-Zeder, die der Erinnerung an Jerôme geweiht sind, den Lorbeer aus Granada, die griechische Platane, die Eiche von Amor, zu deren Füßen ich Blanca gemalt habe, wo ich von Cymodocée sang und Velléda erschuf (weibliche Charaktere in Les Aventures du dernier Abencérage and Les Martyrs).

Er fährt fort: „Diese Bäume wurden geboren und wuchsen mit meinen Träumen, sie waren ihre Hamadryaden [Nymphenart aus der griechischen Mythologie, die in Bäumen lebt]“. Man kann diese Bemerkung mit einer anderen in Verbindung bringen, in der er ganz deutlich sagt, dass diese Bäume „eigentlich in seine Erinnerungen gepflanzt wurden und dort wuchsen“. Erinnerungen, inmitten derer derjenige, der sich hier erinnert (denn es war in La Vallée-aux-Loups, wo Chateaubriand seine Mémoires de ma vie, die zukünftigen Mémoires d’outre-tomb schrieb), sich selbst „wie in einer riesigen Bibliothek“ vorkommt, wo, wie er schreibt, „er mal dieses, mal jenes [Buch] konsultierte“. Hier ist man versucht, mehr herauszuhören als das reine Heraufbeschwörung oder Materialisieren der Erinnerungen durch die Bäume, in die sie „wie gepflanzt“ erscheinen. Sie wuchsen ja auch an einem realen Ort, hatten ihr eigenes Leben, genau wie die Figuren seiner Geschichten (an anderer Stelle sagt er nämlich über die Charaktere aus einer früheren Schaffensperiode, Atala und René, sie seien „Kinder ohne Joch [Einschränkungen]“. Der Memoiren-Schreiber muss verstanden haben, dass seine Erinnerungen an Substanz verloren, wenn er sich an sie erinnerte: „Seufzend schloss ich das Verzeichnis [meiner Erinnerungen] als ich verstand, dass das Tageslicht ihnen ihr Geheimnis nahm, indem es sie durchdrang. In dieses Licht getaucht werden sie nicht länger sein, was sie einmal waren“. Seine Bäume ermutigten ihn, seine Träume den Erinnerungen vorzuziehen: Verbunden mit diesem oder jenem [Traum] wie Hamadryaden [mit den Bäumen] würden sie irgendwann trotzdem ihr eigenes Leben führen, ohne im Licht ihr Geheimnis preiszugeben.